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Warum die richtige Wassertemperatur für Kaffee entscheidend ist

Die Wassertemperatur gehört zu den zentralen Stellschrauben bei der Kaffeezubereitung. Sie beeinflusst, welche Aromastoffe aus dem Kaffeemehl gelöst werden, wie ausgewogen der Geschmack wirkt und ob der fertige Kaffee eher mild, harmonisch oder unangenehm bitter wirkt. Auch wenn viele Faktoren zusammenwirken – Mahlgrad, Röstung, Dosierung oder Brühmethode –, ist die Temperatur der entscheidende Parameter, um eine kontrollierte Extraktion zu erreichen.

Während einige Zubereitungsarten bei höheren Temperaturen gut funktionieren, benötigen andere eher moderate Hitze, um ein ausgewogenes Geschmacksprofil zu erzeugen. Eine unpassende Temperatur kann schnell dazu führen, dass der Kaffee flach, überextrahiert oder unangenehm sauer wirkt. Besonders bei Filtermethoden, der French Press oder der AeroPress lohnt es sich, die Temperatur gezielt an die Brühmethode anzupassen.

Wie Extraktion funktioniert – von Aroma bis Bitterstoffen

Unter Extraktion versteht man den Vorgang, bei dem Wasser lösliche Bestandteile aus dem Kaffeemehl herauslöst. Dazu gehören flüchtige Aromastoffe, natürliche Öle, Säuren, Zucker und verschiedene Bitterstoffe. Diese Komponenten lösen sich jedoch nicht alle gleich schnell: Während Aromen und helle Säuren bereits bei moderaten Temperaturen gut löslich sind, benötigen Bitterstoffe und schwerere Öle höhere Temperaturen, um in die Tasse zu gelangen.

Die Kunst der Kaffeezubereitung besteht darin, ein Gleichgewicht herzustellen. Bei optimalen Bedingungen lösen sich zuerst die feinen, komplexen Aromastoffe und süßlichen Geschmacksnuancen, während Bitterstoffe und übermäßige Säure kontrolliert im Hintergrund bleiben. Ist die Temperatur zu niedrig, werden viele aromatisch wertvolle Bestandteile nur unvollständig extrahiert. Ist die Temperatur zu hoch, gelangen zu viele Bitterstoffe und unerwünschte Bestandteile in den Kaffee.

Da jede Zubereitungsart eine andere Kontaktzeit zwischen Wasser und Kaffeemehl besitzt – etwa die lange Brühzeit der French Press oder die kurze, intensive Extraktion bei der AeroPress –, ist die Anpassung der Temperatur ein wesentlicher Schritt, um die inhärenten Eigenschaften der Methode optimal zu nutzen.

Einfluss von Temperatur auf Säure, Körper und Geschmack

Die Temperatur beeinflusst nicht nur den Extraktionsgrad, sondern auch die geschmackliche Balance Ihres Kaffees. Bei niedrigeren Temperaturen werden vor allem fruchtige und florale Säuren betont. Das Ergebnis ist häufig ein leichter, lebendiger Kaffee mit feinen Aromen, allerdings mit geringem Körper. Bei mittleren Temperaturen lösen sich zusätzlich mehr süßliche Bestandteile und Öle, was zu einem harmonischen, runden Geschmacksprofil führt.

Bei sehr hohen Temperaturen steigt die Extraktion deutlich an. Zwar werden dadurch auch intensive Aromen und Körper gewonnen, doch gleichzeitig lösen sich verstärkt Bitterstoffe und Röstnoten. Der Kaffee wirkt dann schwer, streng oder sogar verbrannt. Dieses Phänomen tritt besonders schnell bei hellen Filterröstungen auf, während dunklere Röstungen aufgrund ihres geringeren Säureanteils etwas toleranter sind.

Durch die gezielte Wahl des Temperaturbereichs können Sie daher steuern, ob ein Kaffee eher lebendig und säurebetont oder vollmundig und weich wirken soll. Ein genaues Temperaturfenster – meist zwischen 88 und 96 Grad, abhängig von Methode und Röstung – hilft dabei, das gewünschte Profil zuverlässig zu erreichen.

Typische Fehler bei zu heißem oder zu kaltem Wasser

Ein häufiger Fehler bei der Kaffeezubereitung besteht darin, das Wasser direkt nach dem Kochen aufzugießen. Kochendes Wasser liegt bei etwa 100 Grad und ist damit zu heiß für die meisten Brühmethoden. Es führt nahezu immer zu Überextraktion: Der Kaffee schmeckt stark, aber unangenehm bitter, hohl und mit wenig Nuancen. Besonders bei hellen Filterröstungen werden die feinen Aromen dadurch vollständig überdeckt.

Ebenso problematisch ist zu kaltes Wasser. Bei Temperaturen deutlich unterhalb von 85 Grad werden viele Aromastoffe nicht ausreichend gelöst. Der Kaffee wirkt dünn, wässrig und unausgewogen. Häufig entsteht ein säuerlicher Eindruck, weil die fruchtigen Säuren zwar extrahiert werden, aber die süßlichen und volleren Bestandteile fehlen.

Zu den weiteren typischen Fehlern zählen ungleichmäßiges Abkühlenlassen des Wassers, ungenaues Abschätzen des Temperaturbereichs sowie der Versuch, ein unausgewogenes Ergebnis durch längere oder kürzere Brühzeiten auszugleichen. Da Temperatur und Extraktionsdauer immer zusammenwirken, führt eine falsche Temperatur fast zwangsläufig zu einem unausgewogenen Geschmacksprofil.

Wer regelmäßig Kaffee zubereitet, profitiert daher von einem reproduzierbaren Temperaturbereich. Ein Wasserkocher mit Temperatureinstellung oder ein Barista-Thermometer erleichtern die exakte Steuerung erheblich, wodurch Sie das gewünschte Geschmacksprofil zuverlässig erreichen.

Scharfe Küche Wasserkocher Kaffee

Empfohlene Wassertemperaturen für verschiedene Kaffeezubereitungen

Je nach Zubereitungsmethode unterscheidet sich die ideale Wassertemperatur zum Teil deutlich. Gründe dafür sind die unterschiedliche Kontaktzeit zwischen Wasser und Kaffeemehl, der Mahlgrad sowie die Art der Extraktion. Während manche Methoden eine längere und gleichmäßige Extraktion erfordern, arbeiten andere mit sehr kurzen Brühzeiten oder variablen Druck- und Temperaturverhältnissen. Eine angepasste Wassertemperatur hilft dabei, die jeweils typischen Stärken der Methode optimal herauszuarbeiten.

Filterkaffee – der Klassiker für klare Aromen

Für klassischen Filterkaffee gilt ein Temperaturbereich von etwa 90 bis 96 Grad als optimal. In diesem Fenster werden die löslichen Aromastoffe, Zucker und Öle gleichmäßig extrahiert, ohne dass Bitterstoffe zu stark in den Vordergrund treten. Das Ergebnis ist ein ausgewogener Kaffee mit klarer Aromatik, guter Struktur und moderater Säure.

Bei helleren Filterröstungen kann es sinnvoll sein, eher im oberen Temperaturbereich zu arbeiten, um die komplexen Frucht- und Blumenoten vollständig zu lösen. Dunklere Röstungen reagieren oft empfindlicher auf hohe Temperaturen und profitieren eher von 90 bis 92 Grad. Entscheidend ist, dass das Wasser nicht kochend aufgegossen wird, da dies häufig zu einer Überextraktion mit bitterem Nachgeschmack führt.

Gerade bei größeren Brühmengen ist eine stabile Temperatur während des gesamten Brühvorgangs wichtig. Schwankungen können zu einer ungleichmäßigen Extraktion führen, bei der einzelne Geschmacksnoten dominieren und die Balance verloren geht.

French Press – voller Körper bei mittlerer Extraktion

Die French Press arbeitet mit einer längeren Kontaktzeit zwischen Wasser und grob gemahlenem Kaffee. Dadurch können sich mehr Öle und lösliche Bestandteile aus dem Kaffeemehl lösen, was dem Kaffee seinen charakteristisch vollen Körper verleiht. Um diesen Effekt kontrolliert zu erreichen, empfiehlt sich eine Wassertemperatur von etwa 90 bis 94 Grad.

Ist das Wasser zu heiß, steigt die Extraktion stark an, was schnell zu Bitterkeit und einem schweren, unangenehmen Mundgefühl führen kann. Zu kaltes Wasser dagegen extrahiert nicht ausreichend, sodass der Kaffee flach und unausgewogen wirkt. Eine moderate Temperatur kombiniert mit der üblichen Brühzeit von etwa vier Minuten hat sich in der Praxis als verlässlicher Richtwert bewährt.

Auch hier lohnt es sich, das Wasser nach dem Aufkochen kurz abkühlen zu lassen oder gezielt eine voreingestellte Temperatur zu nutzen, um konstante Ergebnisse zu erzielen.

Pour Over / Handfilter – präzise Temperaturkontrolle nötig

Bei Pour-Over-Methoden wie Hario V60, Kalita oder Chemex spielt die Wassertemperatur eine besonders große Rolle. Durch das manuelle Aufgießen kann der Extraktionsprozess stark beeinflusst werden, wobei selbst kleine Temperaturänderungen spürbare Auswirkungen auf Geschmack und Balance haben.

Ein Temperaturbereich von etwa 92 bis 96 Grad gilt als optimal für die meisten Handfilter-Zubereitungen. Diese Temperaturen ermöglichen eine gleichmäßige Extraktion und betonen die Klarheit sowie die feinen Nuancen des Kaffees. Besonders helle Röstungen profitieren oft von höheren Temperaturen innerhalb dieses Bereichs.

Da das Wasser beim Aufgießen schnell an Temperatur verliert, ist es wichtig, mit ausreichend heißem Wasser zu starten. Ein Schwanenhalskessel oder ein Wasserkocher mit Temperatureinstellung erleichtern die Kontrolle erheblich und helfen dabei, den Brühvorgang reproduzierbar zu gestalten.

AeroPress – variabel zwischen mild und stark

Die AeroPress zeichnet sich durch ihre Vielseitigkeit aus. Je nach Rezept, Brühzeit und Druck kann sie sowohl milde als auch sehr kräftige Kaffees hervorbringen. Entsprechend flexibel ist auch der empfohlene Temperaturbereich.

Für klassische AeroPress-Rezepte werden häufig Temperaturen zwischen 80 und 92 Grad verwendet. Niedrigere Temperaturen ergeben tendenziell einen weicheren, süßeren Kaffee mit geringer Bitterkeit. Höhere Temperaturen erhöhen Intensität und Körper, bergen aber auch das Risiko einer Überextraktion, insbesondere bei feinem Mahlgrad und längerer Kontaktzeit.

Diese Variabilität macht die AeroPress besonders experimentierfreudig. Kleine Anpassungen der Temperatur können gezielt genutzt werden, um das gewünschte Geschmacksprofil fein abzustimmen.

Instantkaffee – warum zu hohe Hitze den Geschmack verändert

Instantkaffee unterscheidet sich grundlegend von frisch gebrühtem Kaffee. Die löslichen Bestandteile wurden bereits während der industriellen Herstellung extrahiert und getrocknet. Beim Aufgießen geht es daher weniger um Extraktion als um das schonende Wiederauflösen dieser Bestandteile.

Zu heißes Wasser, insbesondere kochendes Wasser, kann die ohnehin empfindlichen Aromakomponenten von Instantkaffee zusätzlich abbauen. Das Resultat ist ein flacher, oft bitterer Geschmack ohne Tiefe. Für die Zubereitung von Instantkaffee eignen sich daher Temperaturen zwischen etwa 80 und 90 Grad.

In diesem Bereich löst sich das Pulver vollständig, ohne dass die Aromen übermäßig belastet werden. Wer Wert auf ein möglichst mildes Ergebnis legt, kann sogar etwas darunter bleiben und die Temperatur schrittweise an den eigenen Geschmack anpassen.

Temperaturtabelle für Kaffee – optimale Bereiche im Überblick

Die richtige Wassertemperatur ist einer der wichtigsten Faktoren für einen gelungenen Kaffee. Sie beeinflusst nicht nur Geschmack und Körper, sondern auch, wie gleichmäßig die Extraktion verläuft. Eine übersichtliche Temperaturtabelle hilft dabei, die passende Einstellung für die jeweilige Zubereitungsart und Röstung schnell zu finden und reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen.

Übersichtstabelle aller relevanten Kaffeezubereitungsarten

Die folgende Tabelle zeigt empfohlene Temperaturbereiche für die gängigsten Methoden. Die Angaben verstehen sich als praxisnahe Richtwerte, die je nach Bohne, Mahlgrad und persönlicher Vorliebe leicht angepasst werden können.

Zubereitungsart Empfohlene Temperatur Typischer Charakter Temperatursensibilität
Filterkaffee (Klassisch) 90–96 °C klar, ausgewogen, aromatisch mittel
Pour Over / Handfilter 92–96 °C fein, nuanciert, hohe Klarheit hoch
French Press 90–94 °C vollmundig, kräftiger Körper mittel
AeroPress (klassisch) 85–92 °C variabel, weich bis intensiv hoch
AeroPress (mild) 80–85 °C weich, süßlich, geringe Bitterkeit hoch
Instantkaffee 80–90 °C mild bis neutral niedrig

Je präziser die Temperatur getroffen wird, desto leichter lassen sich typische Fehler wie Bitterkeit oder flacher Geschmack vermeiden. Besonders bei Pour-Over-Methoden und der AeroPress lohnt sich eine genaue Kontrolle.

Temperaturbereiche für milde, ausgewogene und kräftige Röstungen

Neben der Zubereitungsart spielt auch der Röstgrad der Bohnen eine entscheidende Rolle bei der Wahl der Temperatur. Helle, mittlere und dunkle Röstungen reagieren unterschiedlich auf Hitze, da sich ihre chemische Struktur und Löslichkeit während des Röstprozesses verändern.

Helle Röstungen besitzen oft eine ausgeprägte Säure und komplexe Aromen. Um diese vollständig zu extrahieren, eignen sich höhere Temperaturen zwischen etwa 92 und 96 Grad. Zu niedrige Temperaturen können hier zu einer Unterextraktion führen, bei der der Kaffee sauer und dünn wirkt.

Mittlere Röstungen zeigen sich meist am ausgewogensten. Sie profitieren von einem moderaten Temperaturbereich um 90 bis 94 Grad, bei dem Süße, Säure und Körper in einem harmonischen Verhältnis stehen. Diese Röstungen gelten als besonders tolerant gegenüber kleinen Temperaturschwankungen.

Dunkle Röstungen sind hitzeempfindlicher, da viele leicht lösliche Bitterstoffe bereits durch den Röstprozess entstanden sind. Temperaturen im unteren Bereich, etwa zwischen 88 und 92 Grad, helfen dabei, ein zu starkes Bitterprofil zu vermeiden und dennoch genügend Körper zu extrahieren.

Wie sich die Temperatur auf Koffein-Extraktion auswirkt

Koffein ist im Vergleich zu vielen Aromastoffen sehr gut wasserlöslich. Das bedeutet, dass es sich unabhängig von der Temperatur relativ zuverlässig aus dem Kaffeemehl löst. Dennoch hat die Wassertemperatur einen indirekten Einfluss auf den Koffeingehalt des fertigen Getränks.

Höhere Temperaturen beschleunigen die gesamte Extraktion und führen dazu, dass in kürzerer Zeit mehr lösliche Bestandteile – einschließlich Koffein – in den Kaffee gelangen. In Verbindung mit langer Kontaktzeit, wie etwa bei der French Press, kann dies zu einem höheren Koffeingehalt führen.

Niedrigere Temperaturen verlangsamen den Prozess. Obwohl auch hier Koffein extrahiert wird, geschieht dies gleichmäßiger und oft in geringerer Menge pro Zeit. Entscheidend ist jedoch nicht nur die Temperatur, sondern immer das Zusammenspiel aus Mahlgrad, Brühzeit, Wassermenge und Zubereitungsmethode.

Wer den Koffeingehalt bewusst steuern möchte, sollte die Temperatur nicht isoliert betrachten. Eine angepasste Kombination aus Temperatur, Brühdauer und Dosierung bietet deutlich mehr Kontrolle über Stärke und Wirkung des Kaffees.

Scharfe Küche Wasserkocher Kaffee - Bild 2

Tipps zur praktischen Temperaturkontrolle in der Küche

In der Theorie lassen sich ideale Wassertemperaturen für jede Kaffeezubereitung klar benennen. In der Praxis steht jedoch nicht immer ein Thermometer zur Verfügung. Mit einigen einfachen Methoden können Sie trotzdem erstaunlich zuverlässig in den passenden Temperaturbereich kommen. Entscheidend ist, das Verhalten von Wasser beim Erhitzen und Abkühlen zu verstehen und wenige, gut merkbare Faustregeln anzuwenden.

Gerade bei Filterkaffee, French Press, Pour Over oder AeroPress lohnt sich ein bewusster Umgang mit der Temperatur. So vermeiden Sie typische Fehler wie überextrahierten, bitteren Kaffee oder flache, unterextrahierte Ergebnisse und kommen zu einem reproduzierbaren Geschmack, der zu Ihren Vorlieben passt.

Wie Sie die richtige Temperatur ohne Thermometer erreichen

Auch ohne Thermometer können Sie sich einer geeigneten Wassertemperatur annähern, indem Sie sich an klaren Orientierungspunkten orientieren. Ein Punkt ist immer gleich: Frisch kochendes Wasser hat etwa 100 Grad. Von dort aus können Sie mit Zeit, Gefäßwahl und einfachen Handgriffen arbeiten, um in Richtung 95, 90 oder 85 Grad zu kommen.

Ein möglicher Ansatz besteht darin, das Wasser zunächst vollständig zum Kochen zu bringen und es anschließend im offenen Gefäß einige Minuten stehen zu lassen. Je nach Umgebung und Gefäß verlieren 500 bis 1000 Milliliter Wasser pro Minute mehrere Grad, besonders in dünnwandigen Kannen oder offenen Gefäßen. Parallel dazu können Sie auf das sichtbare Verhalten des Wassers achten: Sobald das starke Sprudeln nachlässt und nur noch einzelne Bläschen aufsteigen, ist die Temperatur bereits deutlich unter 100 Grad gesunken.

Zusätzlich können Sie mit Umgießen arbeiten. Wenn Sie das kochende Wasser aus dem Wasserkocher in eine Kanne oder ein Pour-Over-Kännchen umfüllen, verliert es dabei ebenfalls einige Grad. Die Kombination aus kurz abkühlen lassen und Umfüllen bringt Sie oft in einen Bereich, der für Filterkaffee oder Pour Over gut geeignet ist, ohne dass Sie exakte Zahlen kennen müssen.

Abkühlen von Wasser – Faustregeln für 100 °, 95 °, 90 ° und 85 °

Wasser kühlt in der Praxis je nach Gefäß, Füllmenge und Raumtemperatur unterschiedlich schnell ab. Exakte Werte lassen sich ohne Messgerät nicht bestimmen, doch einige Faustregeln sind für den Alltag sehr hilfreich. Ausgangspunkt ist kochendes Wasser mit etwa 100 Grad.

Als grobe Orientierungen können Sie sich Folgendes merken:

  • Von 100 auf ca. 95 Grad: Wasser direkt nach dem Kochen, wenn das starke Sprudeln gerade abgeklungen ist. Ein bis zwei Minuten im offenen Wasserkocher oder Kännchen reichen häufig aus, um in diesen Bereich zu kommen.
  • Von 100 auf ca. 90 Grad: Wasser etwa zwei bis vier Minuten im offenen Gefäß stehen lassen oder einmal umgießen und kurz stehen lassen. Dieser Bereich eignet sich gut für French Press oder viele Filterkaffee-Rezepte.
  • Von 100 auf ca. 85 Grad: fünf bis sieben Minuten im offenen Gefäß stehen lassen, eventuell mit zusätzlichem Umfüllen. Für milde AeroPress-Rezepte oder empfindlichere Röstungen kann dieser Bereich interessant sein.

Diese Werte sind Näherungen, keine Messwerte. Sie bieten aber eine solide Grundlage, um im Alltag reproduzierbar zu arbeiten. Wenn Sie regelmäßig mit denselben Gefäßen, gleichen Wassermengen und ähnlichen Bedingungen arbeiten, entwickelt sich nach einiger Zeit ein gutes Gefühl dafür, wann das Wasser im passenden Bereich liegt.

Warum ein Wasserkocher mit Temperatureinstellung ideal für Kaffee ist

So hilfreich Faustregeln und Erfahrungswerte auch sind – sie bleiben immer ein Kompromiss. Wer regelmäßig Kaffee mit unterschiedlichen Brühmethoden zubereitet oder verschiedene Röstgrade ausprobieren möchte, profitiert von einer präziseren Kontrolle. Ein Wasserkocher mit Temperatureinstellung nimmt Ihnen das Schätzen ab und sorgt dafür, dass Sie definierte Temperaturbereiche immer wieder zuverlässig treffen.

Das ist besonders dann ein Vorteil, wenn Sie gezielt mit den Parametern spielen möchten: etwa etwas höhere Temperaturen für helle Filterröstungen, leicht reduzierte Temperaturen für dunkle Röstungen oder unterschiedliche Temperaturstufen für French Press, Pour Over und AeroPress. Statt mit Abkühlzeiten und Umfüllen zu experimentieren, wählen Sie die gewünschte Stufe direkt am Gerät und können sich ganz auf Mahlgrad, Brühzeit und Durchlaufverhalten konzentrieren.

Tipp: Wenn Sie verschiedene Brühmethoden nutzen und Ihren Kaffee reproduzierbar in einem definierten Temperaturbereich aufgießen möchten, lohnt sich ein Wasserkocher mit präziser Temperatureinstellung.
Eine Übersicht ausgewählter Modelle mit Temperatureinstellung finden Sie hier:

Durch die Kombination aus technischem Hilfsmittel und einem grundlegenden Verständnis für Temperaturbereiche können Sie Ihre Kaffeezubereitung schrittweise verfeinern. Kleine Anpassungen an der Wassertemperatur wirken sich oft spürbar auf das Ergebnis in der Tasse aus und helfen Ihnen dabei, den Charakter Ihrer Bohnen gezielt herauszuarbeiten.

Häufige Fragen zur richtigen Kaffeetemperatur

Viele typische Probleme bei der Kaffeezubereitung lassen sich auf eine unpassende Wassertemperatur zurückführen. Häufig wird entweder zu heiß oder zu kalt gebrüht, ohne dass der Zusammenhang mit Geschmack und Extraktion bekannt ist. Die folgenden Fragen und Antworten helfen dabei, die Zusammenhänge besser zu verstehen und typische Fehler gezielt zu vermeiden.

Wenn Kaffee bitter, hart oder unangenehm trocken wirkt, ist er häufig überextrahiert. Das bedeutet, dass das Wasser zu viele lösliche Bestandteile aus dem Kaffeemehl herausgelöst hat – insbesondere Bitterstoffe und stark geröstete Komponenten. Eine zu hohe Wassertemperatur verstärkt diesen Effekt, vor allem in Kombination mit zu feinem Mahlgrad oder sehr langer Brühzeit. Das Ergebnis ist ein Kaffee, der zwar kräftig, aber wenig differenziert und anstrengend im Geschmack ist.

Das Gegenteil ist der „flache“ oder wässrige Kaffee. Hier liegt meist eine Unterextraktion vor. Es wurden nicht genug Aromastoffe und lösliche Bestandteile aus dem Kaffeemehl gelöst. Die Ursachen sind oft zu kaltes Wasser, ein zu grober Mahlgrad oder eine zu kurze Kontaktzeit. Der Kaffee wirkt dann dünn, säuerlich und unausgewogen – er hat wenig Körper und zeigt kaum charakteristische Aromen.

Ein ausgewogener Kaffee liegt zwischen diesen beiden Extremen. Er entsteht, wenn Temperatur, Brühzeit, Mahlgrad und Dosierung zueinander passen. Die Wassertemperatur ist dabei eine zentrale Stellschraube: Bereits eine Anpassung um wenige Grad kann reichen, um einen bitteren Kaffee zu entschärfen oder einem flachen Kaffee mehr Struktur zu verleihen.

 

Helle und dunkle Röstungen unterscheiden sich deutlich in ihrer Zusammensetzung und damit auch in ihrem Verhalten bei der Extraktion. Helle Röstungen behalten mehr der ursprünglichen Säuren und komplexen Aromastoffe der Kaffeebohne. Um diese vollständig zu lösen, benötigen sie meist höhere Temperaturen. Ein Bereich von etwa 92 bis 96 Grad ist für viele helle Filterröstungen sinnvoll, insbesondere bei Pour Over oder klassischem Filterkaffee. Zu niedrige Temperaturen führen hier oft zu einem säuerlich-dünnen Eindruck, weil die süßlichen und volleren Komponenten nicht ausreichend extrahiert werden.

Dunkle Röstungen sind anders zu bewerten. Durch den intensiveren Röstprozess sind bereits mehr Bitterstoffe und Röstnoten vorhanden, während die Säure deutlich geringer ausfällt. Dunkle Röstungen reagieren daher empfindlicher auf sehr hohe Temperaturen. Für sie eignen sich oft niedrigere Temperaturbereiche, etwa zwischen 88 und 92 Grad. So lassen sich Bitterkeit und Schärfe kontrollieren, ohne dass der Kaffee flach wirkt.

In der Praxis können Sie sich an folgendem Schema orientieren: Helle Röstungen eher im oberen, dunkle Röstungen eher im unteren Bereich der empfohlenen Temperaturen für die jeweilige Zubereitungsart brühen. Feinjustierungen hängen von der konkreten Bohne und Ihren persönlichen Vorlieben ab und lassen sich schrittweise erarbeiten.

Im wörtlichen Sinn kann Wasser Kaffee nicht „verbrennen“, da die Temperaturen bei der Zubereitung deutlich unterhalb der Werte liegen, bei denen Verbrennungsvorgänge stattfinden würden. Der Begriff wird umgangssprachlich jedoch häufig verwendet, wenn Kaffee sehr bitter, hart oder unangenehm scharf wirkt. In diesen Fällen ist der Kaffee meist überextrahiert, weil die Wassertemperatur zu hoch war oder der Kaffee zu lange mit dem Wasser in Kontakt stand.

Bei kochendem Wasser um 100 Grad werden in sehr kurzer Zeit viele intensiv geröstete und bittere Komponenten gelöst. In Verbindung mit feinem Mahlgrad und langer Brühzeit führt das zu einem sehr unausgewogenen, aggressiven Geschmacksbild. Besonders empfindlich reagieren hellere Filterröstungen, da ihre feinen Aromastrukturen durch zu hohe Temperaturen schnell überdeckt werden.

Statt von „Verbrennen“ zu sprechen, ist es daher korrekter, von Überextraktion zu sprechen. Die Lösung liegt selten darin, die Temperatur dramatisch zu senken, sondern den empfohlenen Bereich für die jeweilige Zubereitungsart einzuhalten und diesen zusammen mit Mahlgrad und Brühzeit fein abzustimmen. So bleibt der Kaffee aromatisch, klar und gut trinkbar, ohne bitter oder scharf zu wirken.